München / Pfronten, 11.03.2025 (lifePR) – Der VPKA Bayern stellt in einer Reihe von Pressemeldungen den Pflegeberuf in den Fokus. Hier kommen Pflegemitarbeitende aus verschiedenen Mitgliedseinrichtungen des Verbandes zu Wort. Durch ihre Berichte über ihre jeweiligen Aus-, Fort- und Weiterbildungen, Spezialisierungen und Tätigkeitsbereiche wird der enorme Facettenreichtum des Berufes verdeutlicht, der der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist. In der heutigen Folge gewährt Andreas Niederreiner Innenansichten seines Berufes. Der 53-Jährige ist seit 1992 in der Pflege tätig und nach fast einem Vierteljahrhundert in der Notaufnahme mittlerweile Stationsleitung der Akutklinik für Psychosomatik an der Alpcura Fachklinik Allgäu.

„Im Pflegeberuf hat man eine unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten. Die Vielfalt an verschiedenen Fachrichtungen, an Fort- und Weiterbildungen und Spezialisierung, an Einrichtungsarten und an Arbeitszeitmodellen ist enorm. Dadurch kann sich jeder gemäß den persönlichen Interessen und speziellen Eignungen verwirklichen und auch immer wieder verändern“, sagt Andreas Niederreiner.

Er selbst absolvierte zunächst die dreijährige Pflegeausbildung und später die Fachweiterbildung für Notfallpflege DKG in der Berufsakademie München-Schwabing. Im Lauf der Jahre folgten verschiedene Weiterbildungen, unter anderem der „Strahlenschutzkurs“ zur Bedienung von mobilen Röntgengeräten, der sogenannte „Spritzenschein“, also die Ermächtigung zur intravenösen Injektion von Medikamenten nach ärztlicher Prüfung, sowie die berufsbegleitende Fachweiterbildung für die Zentrale Notaufnahme.

Ganze 24 Jahre lang war Andreas Niederreiner in der Notaufnahme tätig. „Während dieser Zeit konnte ich in vielen Gesprächen feststellen, dass gerade im internistischen Bereich viele Menschen mit körperlichen Problemen in die Notaufnahme kommen, deren Ursache jedoch woanders lag, zum Beispiel in familiären Problemen oder Stress“, berichtet er. „Leider hat man angesichts der Taktungen in der Notaufnahme nicht die Zeit, hier genauer nachzufragen und eventuell auch Lösungswege anzubieten. Daher habe ich letztlich den Weg in die Psychosomatik eingeschlagen. Hier kann ich in beiden `Welten´ arbeiten.“

Nach den entsprechenden Fortbildungen arbeitete er seit 2020 zunächst in der psychosomatischen Reha-Abteilung der Alpcura Fachklinik Allgäu und hat heute die Position als Bereichsleitung der Psychosomatischen Akutabteilung am selben Standort inne. „In der Akutpsychosomatik fallen natürlich keine pflegerischen Arbeiten wie in einer somatischen Akutklinik an. Alle unsere Patienten sind mobil und selbstständig. Bei uns stehen vielmehr gesonderte Kompetenzen im Bereich des Umgangs mit psychisch kranken Menschen im Fokus. Dabei geht es um Beziehungsaufbau, Einfühlungsvermögen, das rasche Erkennen von Ausnahmezuständen inklusive der erforderlichen Handlungskompetenz. Unser Aufgabenspektrum umfasst beispielsweise die Leitung von Morgenrunden, Morgenaktivitäten, PMR-Gruppen, Aromatherapie-Gruppen oder Skillsgruppen. Gerade entwickeln wir Gruppenmodule für die Abendrunden. Dazwischen finden natürlich Krisengespräche in akuten Belastungssituationen statt.“

Ihm gefalle der enge persönliche Umgang mit Menschen. „Das kann sehr erfüllend sein. Es ist schön, den Weg mitzuerleben, den die Patienten während ihres Aufenthalts bei uns gehen und zu sehen, wie das Behandlerteam sie wieder auf einen guten Weg mit deutlich besserer Lebensqualität begleitet hat. Hier hilft uns auch die sehr flache Hierarchie in der Alpcura Fachklinik, das familiäre Team und die sehr gute Zusammenarbeit mit den ärztlich-therapeutischen Kollegen, der Ergo-, Kunst- und Physiotherapie und allen anderen Bereichen. Oft besuchen uns Patienten nach ihrem stationären Aufenthalt im Rahmen eines Urlaubs und berichten von ihren Fortschritten, was uns natürlich sehr freut und uns auch in unserem Tun bestätigt.“

So sehr er seinen Beruf grundsätzlich liebt, so kritisch sieht Andreas Niederreiner dessen Rahmenbedingungen: „Die Pflege hat in Deutschland meines Erachtens eine viel zu geringe politische Lobby und auch ein zu geringes Ansehen in der Gesellschaft. Das zeigt sich unter anderem im Umgang der Patienten oder auch von Angehörigen mit dem Pflegepersonal: in den letzten Jahren häufen sich Übergriffe sowohl verbal als auch in physischer Gewalt. Im Gegensatz zu manchen anderen Ländern, welche auf gleich hohem pflegerischem Niveau tätig sind, ist in Deutschland die Entlohnung, egal in welchem Bereich der Pflege, geringer und der Personalschlüssel ungünstiger. In den skandinavischen Ländern z.B. ist auch das Ansehen des Berufs deutlich höher oder auch in der benachbarten Schweiz, wohin viele der deutschen Pflegekräfte auswandern. Meines Erachtens ist hier vor allem politisches Handeln gefragt.“