Göppingen, 20.10.2025 (lifePR) – Etwas farbige Flüssigkeit oder Tinte auf ein Blatt gespritzt, dieses dann in der Mitte gefaltet, wieder geöffnet und schon ist da beispielsweise ein Schmetterling, ein Gehirn oder ein Gesicht zu sehen – kinderleicht! Ein Psychologe zeigt der Testperson die sogenannten Rorschach-Tafeln – benannt nach ihrem Erfinder, dem Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hermann Rorschach (1884-1922). Die Antworten der Personen geben Hinweise auf ihren psychischen Zustand. Der Schweizer Fotograf Heinz Hebeisen hat sich von der Ästhetik dieser „Tintenklecks-Bilder“ inspirieren lassen: Er verwendet gespiegelte analoge Fotografien – durch den Zusatz von roter und schwarzer Lackfarbe werden diese zum Unikat. Diese beeindruckenden Kunstwerke stellt er nun im Klinikum Christophsbad aus. Die Vernissage der Sonderausstellung „RE-think Rorschach“ findet am Mittwoch, den 29. Oktober 2025, um 16:00 Uhr im Psychiatriemuseum MuSeele/DANEBEN statt – der Eintritt zur Vernissage ist frei.

„In der Psychologie und Psychiatrie haben diagnostische Verfahren schon immer eine große Bedeutung“, betont Dipl.-Psych. Rolf Brüggemann, Leiter des MuSeele. Der nach dem Schweizer Psychiater Dr. Hermann Rorschach benannte Test ist international bekannt und genießt zudem in der Kunstwelt große Bedeutung. Im Psychiatriemuseum MuSeele werden dieser Test sowie die Diagnostik kritisch kommentiert. „Jetzt freuen wir uns auf eine ganz besondere Darstellung zu Rorschach, die wir der Initiative des renommierten Fotografen Heinz Hebeisen verdanken“, so Rolf Brüggemann. Der in der Schweiz geborene Hebeisen wohnt seit Jahrzehnten mit seiner Familie in Madrid. Bei seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit den Rorschach-Tests entstehen gelegentlich formale Parallelen zu den Original-Tafeln mit den Titeln „Der gute Umgang“, „Emotionale Nahrung“, „Spinnenbaum“, „Tanzende Schatten“ oder „Mosaikgehirn“. Gleichzeitig bleibt dem Betrachtenden alle Freiheit der Projektion und Interpretation.

Zur Eröffnung der Ausstellung darf sich das Publikum auf Hebeisens persönliche Teilnahme vor Ort freuen. Es werden außerdem Experten zum Thema sprechen. Für die Begrüßung zeichnet Prof. Dr. Nenad Vasić, Ärztlicher Direktor des Klinikums Christophsbad, verantwortlich. Die Ausstellung ist bis zum 30. April 2026 im DANEBEN zu sehen – zu den regulären Öffnungszeiten des MuSeele (mittwochs von 16:00 bis 18:00 Uhr und sonntags von 14:00 bis 16:00 Uhr) sowie auf Anfrage. Der Eintritt kostet 2 Euro pro Person.

Hintergrundinformationen:

Sie lernten sich in Zürich kennen und bildeten ein ungewöhnliches Ärzte-Ehepaar: der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hermann Rorschach (1884-1922) und seine russische Lebenspartnerin, die Ärztin Olga Rorschach-Stempelin (1878-1961). Beide einte die Faszination für Russland. Der Versuch, sich dort niederzulassen, wurde allerdings verworfen. Hermann Rorschach wurde mit seinem Werk Psychodiagnostik (1921) weltweit berühmt. Neben Carl Gustav Jung, Walter Morgentaler, Egon Bleuler und Ludwig Binswanger gehört er zu den bekanntesten Schweizer Psychiatern. Hermann Rorschach starb 1922 mit 38 Jahren an den Folgen einer zu spät diagnostizierten Blinddarmentzündung. Seine Frau musste sich ohne ihn mit zwei Kindern unter sehr schwierigen (fremdenfeindlichen) Umständen durchs Leben kämpfen. Heute sind in Bern „Archiv und Sammlung Hermann Rorschach“ untergebracht.