Hamburg, 29.12.2025 (lifePR) – In der Leber unterscheidet man zwischen gut- und bösartigen Tumoren. Zu den gutartigen zählen Zysten und gutartige Geschwülste, zu den bösartigen zählt der lebereigene Krebs. Am häufigsten handelt es sich jedoch um Metastasen, also Absiedlungen von Tumoren aus anderen Organen. Diese stammen meist aus Darmkrebszellen, gefolgt von Bauchspeicheldrüsen-, Magen- und Brustkrebszellen etc.
Metastasen gelangen überwiegend über das Blut aus dem Darm und dem Gastrointestinaltrakt über das portalvenöse System direkt in die Leber. Dadurch wirkt die Leber wie ein „Filter“, in dem die Tumorzellen hängenbleiben und zu wachsen beginnen. Oft sind Lebermetastasen die ersten Absiedlungen, da die Leber die erste Station im Blutweg nach dem Bauchraum ist. Die Behandlung von Lebermetastasen ist besonders anspruchsvoll, da die Leber ein lebenswichtiges Organ ist. Ob Metastasen entfernt werden können, ist entscheidend für die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten.
Prof. Dr. Moritz Kleine, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und onkologischen Chirurgie und Koloproktologie, rät Patient:innen dazu, immer eine Zweitmeinung einzuholen. Denn Top-Expertise kann das Leben spürbar verbessern und verlängern.
Prof. Dr. Kleine, wie kann man Metastasen erkennen?
Oft wurde bereits an anderer Stelle ein Tumor operativ entfernt, meist im Dickdarm. In Deutschland wird dann gemäß Leitlinie ein systematisches Nachsorgeprogramm mit Untersuchungen nach drei, sechs, zwölf, achtzehn und vierundzwanzig Monaten durchgeführt. Für die Erkennung von Lebermetastasen sind Sonographie, CT- und MRT-Bildgebungen entscheidend, da Metastasen in der Regel lange symptomlos bleiben. Schmerzen treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf, wenn die Leberkapsel gedehnt wird. Typischerweise werden Metastasen daher oft zufällig oder in der Nachsorge entdeckt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Patient:innen mit Lebermetastasen? Und welche Erfolge sind möglich?
Dick- und Enddarmkrebs tritt meist nach dem 65. Lebensjahr auf. Bei Patient:innen unter 50 Jahren sollte immer zusätzlich eine genetische Abklärung erfolgen. Die Behandlung von Lebermetastasen erfolgt über drei Hauptmethoden: Systemtherapie (Chemotherapie/Immuntherapie), Ablation und operative Entfernung. Bei der Ablation wird eine Nadel in die Metastase eingeführt und Wärme über Mikrowellen oder Radiofrequenz appliziert. Dadurch wird das Gewebe zerstört und später resorbiert. Operative Eingriffe reichen von kleinen Resektionen einzelner Metastasen bis zu größeren Eingriffen, bei denen bis zu 80 Prozent der Leber entfernt werden.
Minimalinvasive und robotische Verfahren ermöglichen ein präzises Arbeiten, lokal, mit hohen Temperaturen. Das reduziert Blutungen, was wiederum den Heilungsprozess beschleunigt und dadurch auch Leberoperationen bei vorerkrankten Patient:innen ermöglicht.
Sie haben gerade einen recht jungen Patienten mit Metastasen behandelt…
Ein Patient Anfang 50 entwickelte eineinhalb Jahre nach einer Dickdarm-OP eine sechs Zentimeter große Lebermetastase. Da bei dieser Größe eine Ablation nicht möglich ist, wurde etwa die Hälfte der Leber minimalinvasiv entfernt. Der Patient hat am siebten postoperativen Tag das Krankenhaus verlassen.
Dank minimalinvasiver Techniken können heute rund 70 Prozent der Patientinnen und Patienten operiert werden, mit schnellerer Genesung und weniger Komplikationen. Große Leberoperationen bleiben jedoch riskant, beispielsweise durch Blutungen oder Gallenwegsleckagen.
Das Vinzenzkrankenhaus ist führend auf dem Gebiet der Leberchirurgie.
Was machen Sie anders als andere – und warum ist das so ein Vorteil für Ihre Erkrankten?
Ich habe 17 Jahre lang Leberchirurgie gelernt – solche Eingriffe gelingen nur in großen Zentren zuverlässig. Deshalb arbeiten wir eng interdisziplinär: Die Fachbereiche Chirurgie, Anästhesie und Radiologie sind direkt eingebunden. Gerade bei Komplikationen wie Gallenleckagen oder Blutungen ist diese Betreuung entscheidend. Oft erreichen uns Anfragen für Zweitmeinungen, da fernab von Leberzentren häufig Potenzial ungenutzt bleibt: Der Befund mehrerer Tumore in der Leber wird schnell als nicht behandelbar eingestuft, obwohl moderne Chemotherapien oder Immuntherapien und Kombinationen aus Operation und Ablation oft gute Chancen bieten. Eine frühzeitige Einbeziehung spezialisierter Zentren ist daher wichtig!
Was kann man seiner Leber Gutes tun?
Die Leber ist ein echtes Lifestyle-Organ: Auch, wenn es Auslöser wie Hepatitis gibt, ist Alkohol in Deutschland nach wie vor die häufigste Ursache für Leberzirrhose. Solange „nur“ eine Fettleber vorliegt, kann sie sich jedoch grundsätzlich regenerieren.
